Samstag, 31. Oktober 2009

Die Leibliche Übung

1.Tim 4,8 Denn die leibliche Übung ist zu wenigem nütze, die Gottseligkeit aber ist zu allen Dingen nütze, da sie die Verheißung dieses und des zukünftigen Lebens hat.
Ich schätze ja den Bruder und Apostel Paulus sehr, aber ob er bei diesen Versen wohl an den Durchschnittsmenschen des 21. Jahrhunderts gedacht hat? Eher nicht!
Denn der Durchschnittsmensch heutzutage (Und dazu zähle ich mich selbst auch) ist stark übergewichtig, leidet unter Bewegungsmangel und hat es verlernt, sich gesund zu ernähren.
Zu biblischen Zeiten gabs halt noch kein Fernsehen, Mc Donalds und PC.
Büroarbeit war weitgehend unbekannt und man war gezwungen seinen Körper selbst zu bewegen, wenn man zur Arbeit ging, denn es gab keine Autos oder Straßenbahnen und auch keine Fahrstühle und ähnliche Bequemlichkeiten.
Der Durchschnittsmensch von heute ist zumeist eine sogenannte "Couch-Potato" und leidet gern an Zivilisationskrankheiten wie Herzverfettung, "Kreislauf", "Rücken" und Depressionen. Die Muskelmasse nimmt ab und das Fettgewebe nimmt zu. Dazu kommt dann noch das Gefäßvernichtende Nikotin und der blödmachende Alkohol.
Paulus kannte damals nur den übermäßigen Genuß von Wein, vor dem er und die übrige Bibel auch warnt:
Spr 23,31ff Sieh den Wein nicht an, wenn er sich rot zeigt, wenn er im Becher blinkt, leicht hinuntergleitet. Sein Ende ist, daß er beißt wie eine Schlange und sticht wie ein Basilisk. Deine Augen werden Seltsames sehen, und dein Herz wird verkehrte Dinge reden. Und du wirst sein wie einer, der im Herzen des Meeres liegt, und wie einer, der da liegt auf der Spitze eines Mastes. "Man hat mich geschlagen, es schmerzte mich nicht; man hat mich geprügelt, ich fühlte es nicht. Wann werde ich aufwachen? Ich will es wieder tun, will ihn abermals aufsuchen."
Was würde Paulus wohl heutzutage über die "leibliche Übung" schreiben? Ich mach mal nen Versuch, mir das vorzustellen:
Widerruf von 1. Tim.4,8
Kinder, ich habe Euch geschrieben, die leibliche Übung sei zu wenig nütze. Das stimmte damals auch. Aber heutzutage gilt: Wer seinen Allerwertesten nicht aus dem Fernsehsessel hochbekommt, das Bier wegschüttet, gesundes Essen kocht und in die Laufschuhe kommt, mit dessen Gottseligkeit ist es nicht weit her. Ihr wisset doch wohl hoffentlich, daß Euer Körper ein Tempel des lebendigen Gottes ist und wer diesen Tempel verdirbt, den wird Gott verderben. Denn der Tempel Gottes ist heilig und der seid Ihr! Es wird langsam Zeit, daß Ihr Verantwortung für Euren Leib übernehmt und ihn nicht mit Fastfood und Kartoffelchips zumüllt. Statt dessen bewegt Euch ausreichend an der frischen Luft oder geht so oft ihr könnt in ein Fitnessstudio, damit Euer Leib wieder in eine gesunde Form gebracht wird und dem Herrn Ehre macht.

Habet auch keine pseudogeistlichen Ausreden für den Weg der Fitness indem ihr sagt ihr bräuchtet diese Zeit zum Gebet, für die Gemeinde oder zum Seelen eretten; denn der Herr sieht ganz genau, wieviel Zeit ihr fürs TV-Glotzen und Eure Hobbys übrig habt!
Und erwartet bitte nicht, daß der Herr Eure Gebete um Heilung für Euren sterblichen Leib erhört, wenn ihr zu faul seid vernünftig und verantwortlich mit ihm umzugehen.
So weit der fiktive heutige Paulus. Na ja radikal war der ja schon immer! ;-)

Donnerstag, 29. Oktober 2009

Was ich erwarte - kommt manchmal DOCH über mich!

Hi 3,25 Denn was ich gefürchtet habe, das ist über mich gekommen, und wovor mir graute, das hat mich getroffen. (Luther schrieb: Was ich SORGTE hat mich getroffen)
Mein letzer Artikel befasste sich mit Übertreibungen dieses Verses des Hiob. Man kann alles übertreiben, aber das muß nicht heißen, daß es nicht auch einen richtigen und Vernünftigen Weg gäbe mit diesen Wahrheiten und Erfahrungen umzugehen.
Natürlich ist Sorge und Furcht nichts Positives. Natürlich ist es gut und richtig, daß Wort Gottes zu bekennen und seine Glaubenserwartungen auszusprechen. Es ist auch vernünftig, nicht andauernd negative Erwartungen und Befürchtungen zu formulieren, wenn man es vermeiden kann.
Nicht alles an der Glaubensbewegung war schlecht (denn sie gründete sich ja auf biblische Wahrheiten) sondern die Übertreibungen und Extreme darin und vor allem die Nähe zum magischen Denken, die sich schnell einschleichen konnte.
Vor allen Dingen von Übel waren und sind Verhaltensweisen in Gruppen und Gemeinden, negatives Bekennen sofort zu rügen und die armen Leute zu belehren doch bitteschön Positiv zu reden, wodurch sich dann niemand mehr traut zuzugeben, daß es einem so richtig schlecht geht, daß man krank oder deprimiert ist. Das ist eine krankmachende Gruppendynamik.

Aber das Befürchtungen und negative Erwartungshaltungen ebenfalls krank machen können und positive Erwartungen die Gesundheit fördern ist sogar mittlerweile wissenschaftlich erwiesen. Der sogenannte "Placebo-Effekt" ist ja den Meisten hinreichend bekannt. Ich habe ihn selbst als Krankenpfleger manchmal ausgenutzt, wenn Leute zu oft Medikamente gegen Schmerzen oder zum Schlafen haben wollten, bei denen man den Verdacht hatte, daß sie zum Suchtverhalten neigen. Besonders bitter schmeckende Tropfen hatten eine sehr gute Wirkung gegen alles Mögliche. Ich sagte den Patienten dann noch dazu, daß diese Tropfen besonders "stark" wären und sie deshalb nicht zu oft eingenommen werden dürfen. Die Patienten waren meistens hochzufrieden mit den Placebos ;-)
Was aber neuerdings auch untersucht wurde ist der sogenannte "Nocebo-Effekt", der das Gegenteil vom Placebo-Effekt darstellt. Er beschreibt, wie sich negative Erwartungen mit einer signifikanten Wahrscheinlichkeit erfüllen können. Das kann bis zu heftigsten körperlichen Symptomen führen, wenn man Versuchspersonen "Nocebos" gibt und ihnen erklärt daß diese Pillen sehr häufig starke Nebenwirkungen hätten.
Bekannt ist vielen ja auch der Terminus "Selbsterfüllende Prophezeiung" der von der Soziologie genauer untersucht wurde.

Der Glaube an die guten Verheißungen des Wortes Gottes bringt auf jeden Fall mehr Positives zu Tage als der Glaube an die Kraft des Teufels, Negatives zu bewirken! ;-)
Wichtig ist nur, daß der Glaube echt und nicht irgendwie eingeredet oder eingebildet ist! Und das man wahrhaftig ist und auf dem Teppich bleibt.

Freitag, 23. Oktober 2009

Was ich fürchtete... kam NICHT über mich!

Hi 3,25 Denn was ich gefürchtet habe, das ist über mich gekommen, und wovor mir graute, das hat mich getroffen. (Luther schrieb: Was ich SORGTE hat mich getroffen)
Dieser Satz war für uns Glaubens-Jünger jahrelang wie das fünfte Evangelium. Oder war es mehr die Drohbotschaft der Glaubensbewegung, als die Frohbotschaft der Bibel?
OK. Jesus hat uns sehr stark empfohlen, daß wir uns nicht sorgen sollen. Aber hat er damit gedroht, daß unsere Sorgen uns quasi wie eine Art Fluch treffen würden, wenn wir sie nicht aus unserem Denken verbannen?
Die Väter der Glaubensbewegung (inclusive mir als Prediger) warnten uns vor allen Dingen davor, unsere Befürchtungen auch noch auszusprechen. Das war quasi wie ein negatives Glaubensbekenntnis zu bewerten - mit einer nahezu magischen Kraft, die das Böse nur so magnetisch anzog!
Was ich fürchte und dann auch noch Ausspreche, wird garantiert zu meiner Lebenswirklichkeit, wogegen das Bekennen der Verheißungen Gottes (Auf ebenso magische Weise) mir nur Gutes bringt wie Gesundheit, Wohlstand und Erfolg in allen Bereichen des Lebens.
Natürlich mußte das Ganze noch durch diverse geistliche Opfer wie den "Zehnten", Lobpreis, Danksagung und Anbetung unterstützt werden wenn es Erfolg zeitigen sollte.
Evangelisation und Missionsanstrengungen gehörten auch irgendwie dazu, um Gott zu beeindrucken, seinen Segen reichlich fließen zu lassen.
Wenn aber alles nichts half mußte halt der Turbo des Fastens dazu geschaltet werden - denn wir mußten Gott ja schließlich beweisen wie ernst wir unsere Gebete und Wünsche nahmen!

Wenn dann aber gar nichts von alldem half und die Verwandten oder Gemeindemitglieder trotzdem krank blieben, starben oder Schulden hatten, konnte es sich nur um okkulte Belastungen, unbekannte Sünden oder irgendein geheimnisvolles Ingredienz halten, welches wir vergessen hatten unserem "Glaubenseintopf" hinzuzufügen, denn das Wort Gottes ist ja wahr und wenn sich seine Verheißungen nicht in unserem Leben erfüllen, dann hatten WIR ja zwangsläufig irgend etwas falsch gemacht!

Vor ca. einer Woche begann ich mich aus gutem Anlass davor zu fürchten, mir die berühmt-berüchtigte Schweinegrippe aufgehalst zu haben, sah mich im Geiste schon darnieder liegen und still vor mich hin leiden und erzählte es allen die es wissen oder auch nicht wissen wollten. Ja ich schrieb es sogar auch noch nieder! Und zwar hier in meinem frommen und chaotischen Blog.
Leider wurde ich nicht richtig krank. ;-) Es blieb bei meinem Kratzen in Hals und Rachen und an einem Tag war es etwas schlimmer und ich fühlte mich etwas kränklich. Auch war die rechte Nasenhäfte etwas dicht. Aber kein Schnupfen oder Husten, kein Fieber oder sonstewas!
Und nu isses auch wieder wech. Was ich fürchtete kam NICHT über mich!
Na so was.

Sonntag, 18. Oktober 2009

Angst vor der Schweinegrippe

Wir kamen gerade von Sonjas Geburtstag und hatten unsere Enkel abgeknuddelt, als uns ein Anruf vom Krankenhaus ereilte, in dem meine bessere Hälfte ihren Dienst tut.
Sie hätte vor einigen Tagen Kontakt zu einem Patienten gehabt, bei dem die Infektion mit dem Schweinegrippevirus erwiesen wäre.
ALARM! PANIK!
Wenn wir nun unsere Enkel angesteckt hätten?
Wenn dieser heimtückische Erreger schon stillschweigend sein zerstörerisches Werk in unseren arglosen Körpern begonnen hätte?
Seit dem Anruf aus dem Krankenhaus spürte ich sofort ein bedrohliches Kratzen in Rachen und Nase.
Bestimmt bin ich schon infiziert und werde demnächst schwerkrank im Bett liegen und leiden, leiden leiden!
Ob ich DAS überhaupt überlebe? Wir sagten den Hauskreis an diesem Tag lieber ab, um niemand anzustecken.
Misstrauisch registrierte ich in den nächsten Tagen jedes kleine Zucken in den Gliedern und wartete auf den Schnupfen und das Krankheitsgefühl im Bauch. Die Nase und der Rachen kratzten unverändert weiter, aber nichts wurde schlimmer. Ich begann Eukalyptusbonbons zu lutschen und abends 2 Knoblauchzehen zum Abendbrot zu verspeisen. (Knoblauch ist gut für die Bronchien und alles Mögliche)
Ich steigerte vorsichtshalber die Vitaminzufuhr, denn Vitamin C ist wichtig für die Immunabwehr. Das Kratzen blieb unverändert.
Heute überredete meine Frau mich zu einer kleinen Fahrradtour, weil die Sonne sich blicken ließ. Ich hatte arge Bedenken, denn ich fühlte mich durch die anmarschierende Grippe schlapp und geschwächt. Unterwegs vergaß ich die Schwäche und das Kratzen im Hals. Und die frische Luft tat wirklich gut! Zuhause angekommen spürte ich kein Kratzen und Schlappheit mehr und war sehr gut gelaunt.
Vielleicht stecken Medien und Pharmaindustrie ja doch unter einer Decke. Die einen schüren die Panik vor der Grippe und die Anderen verdienen sich dumm und dusselig an dem Impfstoff?

Foto: Auntie P (Flickr.com)

Mittwoch, 14. Oktober 2009

Ist der Abend kalt und naß...

Der Abend ist dunkel, kalt und naß. Don Ralfo fährt fröhlich pfeifend mit seinem Drahtesel durch den Abend. Es ist die Melodie der Vorabendserie "Rosenheim Cops", die eben im TV begonnen hat.
Es muß mir unverschämt gut gehen, denkt Don Ralfo, denn in der Abendstille klingt das Pfeifen doppelt laut und unverschämt. Die flauschige Windjacke hält ihn gut warm.
An der Sparkasse zieht er sich ein wenig Geld aus dem Automaten und fährt dann weiter zum Supermarkt. Er kauft sich Magerquark, Paprikaschoten und Zuccini fürs nächste Mittagessen.
Er hat aufgehört zu pfeifen, weil er angestrengt darüber nachdenkt, wie man aus der nass-kalt-fröhlich-pfeifenden Fahrradfahrt im Dunkeln ein "Haiku" machen kann.
Das ist ein dreizeiliges japanisches Gedicht mit 5-7-5 Silben. Es gelingt ihm aber nicht, denn ein Haiku ist gar nicht so einfach.

Sonntag, 11. Oktober 2009

Don Ralfo bewegt sich...

"Bewegung ist Leben", sagte die alte Frau im Hauseingang zu mir als sie bemerkte, daß ich statt des Fahrstuhls die Treppe nahm, um zu meiner Patientin im Haus zu gelangen.
Ich dachte später daß ich wohl eine Begegnung mit einem Engel gehabt haben muß und ihre Worte gingen mir nicht mehr aus dem Kopf.
Bewegung ist Leben und Leben ist auch Bewegung! Stillstand ist Tod. Im Tod bewegt sich überhaupt nichts mehr...

Trotzdem benutzte ich später immer wieder fast ausschließlich den Fahrstuhl, wenn er denn in einem Haus vorhanden war. Und mein Bauch wuchs entsprechend kugelförmig.
Es ist schwer, seine Angewohnheiten zu ändern, auch wenn sie krankmachend sind. Lieber verdrängte ich meine Gesundheitsprobleme und dachte: "Der Herr Jesus wirds schon irgendwie richten", trank aber weiterhin mein Bier und aß meine Kartoffelchips dazu.
Obwohl ich genau wußte, wie unvernünftig ich lebte, konnte ich doch nicht von diesem Lebensstil loslassen und verfluchte mich innerlich dafür.
Mein Körper gab mir eines Tages die Quittung und ich verbrachte das Jahr 2005 mehr in Krankenhäusern als zu Hause. Meine Hauptbeschäftigung in diesem Jahr: Arztbesuche.

Danach machte ich noch ein paar Versuche mit Herzsport, Heimtrainer und Fahrradfahren, kam aber nicht wirklich in Schwung und saß mehr auf meinem Hintern als mir lieb war.
Doch seit kurzem entdecke ich die Freude an der Bewegung wieder neu und bin mehrmals in der Woche mit dem Fahrrad oder zu Fuß unterwegs. Und das oft mehr als eine Stunde.
Hier kommen ein paar Bilder aus meinem Wald vor der Haustür, dem Seelhorst. Klickst Du die Bilder an - werden sie riesengroß!



Im Wald da sind die Räuber!

Hängt da 'ne Seele im Baum? Ist es der Horst?

Samstag, 3. Oktober 2009

Nachdenkeswertes aus der Hauskirche

Gestern hatten wir einen Überraschungsgast in der Hauskirche. Ich kannte ihn noch aus der "Torontozeit" in unserer ehemaligen Gemeinde und Bibelschule. (1994/95)
Er war seit dieser Zeit in den wildesten charismatischen Gemeinden unterwegs gewesen und hatte einige Jahre in Amerika in der Vineyard-Bewegung verbracht. Nach Jahren des "Soakens", Lachens, umherrollens auf dem Gemeindeteppich und der immer wieder neuen Erfüllung mit dem heiligen Geist meinte dieser Überraschungsgast:
Nur durch Gebet und unter der Kraft des heiligen Geistes am Boden liegen wurde nicht eins meiner tiefen Probleme gelöst. Es machte mich eher depressiv.
Die meisten meiner Probleme besserten sich durch die Gespräche mit meinen weltlichen Freunden, Psychotherapie und dadurch, daß ich selber angefangen habe an diesen Problemen zu arbeiten!
Interessantes Statement. Es macht nachdenklich. Allerdings war das Jahr 2009 nach seinen Angaben auch das bisher übelste Jahr seines bisherigen Glaubenslebens gewesen und selbst der Gedanke "Existiert Gott überhaupt?" war ihm des öfteren gekommen. Er hatte diese Frage im Gebet direkt an Gott gestellt.
Darf man so etwas fragen? Als Christ? In der Gemeinde?
Ich würde mich freuen, wenn dieser Gast nun öfter zur Hauskirche käme, denn er ist ein ausgesprochen netter Mensch :-)